Ich bin heute zum ersten
(kalendarischen) Frühlings-Mittwoch Gastgebern auf dem MMM-Blog... und das ausgerechnet in einem Herbstkleid.
Obwohl Orange, Gelb und Türkis auch im
Frühling in der Natur vorkommen (schaut euch den sonnigen
Ostseestrand auf meinen Beweisfotos an), sind bei meinem Stoff alle
Farben herbstlich abgemildert. Und dann auch noch Karos. Ich
befürchte, diese Art Karos sind einfach Herbst. Besonders wenn sie
auf so einem Boucléartigen Stoff, daherkommen. So locker und leicht
er eigentlich ist, wirkt er von außen betrachtet eher wollig.
Aber ist nicht nach der Saison vor der
Saison? Und darf/soll ich als Herbsttyp nicht sowieso auch
ganzjährig Herbstfarben tragen? Außerdem habe ich auch ein selbstgenadeltes, farblich bestens passendes Frühlingsjäckchen (vom FJKA 2014)...
Aber hey - genug der Rechtfertigungsversuche. Letztlich kam es mit diesem Kleid so:
Einst kaufte ich den Karostoff, um
daraus das Burdakleid mit den raffinierten Abnähern im VT zu nähen. (Modell 117 Burda 11/2006)
Diese gekreuzte Teilungsnaht in
Kombination mit Karos schien mir eine tolle Idee. Aber ein
unbestimmtes Gefühl hielt mich damals von der Umsetzung ab. Nicht
nur musste ich an diesem Kleid (hier), als ich es 2011 aus unifarbenem Stoff nähte, unendlich viel
anpassen, auch dass das Stoffmusterkaro nicht symmetrisch ist, fiel
mir erst nach dem Kauf zuhause auf. Es kam wie es oft bei mir kommt, der Stoff
blieb jahrelang liegen und schichtete sich in meinen Stapeln immer
weiter nach unten.
Im Gegensatz zu manch anderem
Stoffschätzchen blieb er mir aber immer im Gedächtnis, so dass ich
ihn in diesem Winter ganz gezielt wieder heraussuchte. Denn plötzlich
fand ich die Idee spannend, herauszufinden, ob ich durch die
Kleiderschnittanpassung der letzten Jahre genug Erfahrung gesammelt
haben würde, um diesen Schnitt jetzt gezielter und besser angepasst
zu bekommen. Und sogar gleichzeitig der zusätzlichen
Musterherausforderung gewachsen wäre.
Ich schnitt die Oberteile zu, das
Vorderteil nach dem ersten Zusammenstecken gleich noch einmal mit
einem etwas gedrehten Fadenlauf und merkte, dass das mit dem Karos, dem Schnitt und mir so nix werden würde.
Zwei Varianten Karo ungeschckt zu verwenden |
Frustriert, lustlos und schon reichlich
müde holte ich ein anderes, bereits abkopiertes vorderes Oberteil
von Burda raus (Modell 121 Burda 11/2012), das bei der Erstvernähung
(link) trotz stundenlanger Anpasserei auch nur zu einem
unbefriedigenden Passformergebnis geführt hatte.
Und plötzlich und völlig unerwartet wurde aus Minus plus
Minus ein dickes Plus. Die beiden Teile passten auf Anhieb super aufeinander und
OHNE ANPASSUNG an mich. Völlig unbegreiflich, so etwas kannste dir
nicht ausrechnen.
Ich dachte, so etwas passiert nur den Glücklichen, die einen Grundschnitt haben.
Meine an diesem Abend schon
eingeschlafene Näheuphorie kam zurück. Ich probierte sofort und
erfolgreich das Ansetzen eines in Falten gelegten Rechtecks als
Rockteil. Bis ich im mitternächtlichen Dämmer dann das zweite
Rockteil aus Versehen gegen den Fadenlauf zuschnitt. Kann bei Karo im
Halbschlaf ja mal passieren. Ich aber war so genervt, dass ich das
Ganze zur Seite und mich schlafen legen musste. Während ich am
nächsten Tag wieder aufstand, blieb das Kleidfragment viele Wochen
liegen. Bis ich letztes Wochenende in wunderbarster Gesellschaft 3
Tage im Schatten einer imposanten sächsischen Burg nähen durfte.
Die gefühlt letzte Gelegenheit. Hätte
ich das Kleid jetzt nicht fertig gestellt, wäre es damit garantiert
nie mehr was geworden. Und so habe ich nicht nur schon mein erstes
Herbstkleid 2017, sondern auch noch ein Kleidungsstück mit ganz
vielen eingenähten Erinnerungen. Denn dank der wohlwollenden
Nähgesellschaft nähte ich geduldig ein unsichtbar zusammengesetztes
rückwärtiges Rockteil, einen störrischen Reißverschluss ein und auch noch einen Gürtel zum Kleid. Nähen macht glücklich. Und in toller Begleitung noch glücklicher!
Und deshalb trage und zeige ich euch
heute dieses Herbstkleid im Frühling.
Karopassung am Rückteil |
Karopassung am Vorderteil |
Manchmal ist es einfach Fügung. Dein Kleid ist toll geworden und ich muss zugeben, nachdem ich am Wochenende den Prozess des Werdens etwas mitverfolgen konnte, bin ich umso beeindruckter vom Ergebnis. Es war eine gute Idee, "unseren Schnitt" nicht für das Oberteil zu verwenden.
AntwortenLöschenLG
anne
Wo ist das lila Kleid :-) ?
AntwortenLöschenIch freu mich für das hübsche Karierte dass es heute vorturnen darf.
Mit blau und gelb geht es auch gut im Frühling und mit soviel perfekt passendem Zubehör (Strümpfe, Schuhe, Jäckchen) ist es in toller Gesellschaft.
Schöne Bilder, ich war glaub noch nie mit Stiefeln im Sand :-)
Lieber Gruß
Elke
Liebe Wiebke, der Stoff ist wunderbar und es ist sehr schön, dass so ein gutes Kleid daraus geworden ist. Ja, manchmal verstehe ich auch nicht warum was passt oder auch gar nicht funktioniert.
AntwortenLöschenSchöner Gruß Mema
Hach, so schön! Wo sind die Herzchenaugen bei Blogger? Karo ist einfach unschlagbar.
AntwortenLöschenLG frifris