Vor etlichen Monaten (oder besser gesagt vor über einem Jahr) kaufte ich auf dem Maybachufermarkt einen Meter kuscheligen gelbgrauen Strickstoff, um daraus vielleicht ein folkloristisch angehauchtes Strickjäckchen zu nähen.
Den Stoff habe ich -wie ich das mit Stoffen vom Markt immer mache- in die Waschmaschine geschmissen, trocknen lassen und in den Schrank gelegt. Ab und zu habe ich ihn rausgekramt und gestreichelt, denn er ist ganz wunderbar kuschelig. Ansonsten ließ er sich gut lagern. Meinen Bedarf an Strickjacken konnte ich mit Selberstricken mehr als ausreichend decken.
Dann, als sich der diesjährige Sommer seinem Ende entgegen neigte, bekam ich plötzlich eine unglaubliche Sehnsucht nach einem bequemen, flauschigen Strickmantel. Und da fiel mir auch sofort der graugelbe Strickstoff wieder ein. Allerdings war schnell klar, dass ich mit dem Meterstück -selbst mit viel Gestückel und kurzen Ärmeln- nicht allzu weit kommen würde.
Zu meinem Glück hatte Yvonet im letzten Jahr den gleichen Stoff auch gekauft und sich daraus in Bielefeld ein
wunderschönes Kleid genäht. Und vielleicht noch ein paar Reste übrig?
Sie hatte!!! Ihre Reste waren sogar bedeutend mehr als mein bescheidener Meter und so konnte ich richtig aus dem Vollen schöpfen- vielen Dank,
liebe Yvonet!!
Der Mantel ist komplett mit einem elastischen Flutschfutter gedoppelt, dadurch hat er einen schönen schweren Fall. Und trägt sich unglaublich angenehm.
Den Mantelschnitt 114 aus der Burda 10/2010 hatte ich schon länger auf irgendwelchen Nählisten. Obwohl man auf dem Serviervorschlag wenig Aufschlussreiches erkennen kann, fand ich den Schnitt auf der Zeichnung immer spannend:
Ich habe die tiefe Kellerfalte im Rückenteil komplett weggelassen, auch so ist genug Weite vorhanden.
Den Kragen habe ich als etwas höheren Stehkragen genäht, das schien mir besser zu einem Strickmantel zu passen als der im Schnitt vorgesesehene Klappkragen.
Auch wollte ich gerne auf Knöpfe und sonstigen Schnickschnack verzichten. Lieber schlicht und sachlich.
Aber leider ging meine Idee nicht ganz auf, eine blöde Morgenmantelanmutung war und blieb allmächtig.
Ich habe also versucht, diesen Touch von Hauskleidung zu eliminieren, indem ich große Knöpfe (von
Knopf Paul) aufgenäht und mit darunterliegenden Druckknöpfen funktionsfähig gemacht habe.
Außerdem habe ich nachträglich an den Besätzen und Ärmelsäumen Bügeleinlage aufgebügelt, das bringt mehr Stabiltät.
Letztlich habe ich mich dann auch noch entschlossen, Pattentaschen einzuarbeiten. Da es dafür keine konkreten Teile und Markierungen im Schnitt gab (ich wollte nämlich bequeme hochkantige Patteneingriffe!) und ich Lage und Zuschnitt dem Stoffmuster folgend einarbeiten wollte, war ich unglaublich dankbar für Luzies äußerst hilfreiches
Pattentaschentutorial.
Und tadaa: Astreine und praktisch unsichtbare Patteneingrifftaschen.
Obwohl ich diesen Mantel seit Fertigstellung praktisch nonstop durchgetragen habe, überzeugt er mich nicht 100%ig. Ich finde den Schnitt trotz des weichfallenden Strickstoffes ein bißchen zu voluminös und auch zu weit im Bereich unter den Achseln.
Den Schulterpunkt habe ich nach problemlos nach innen versetzen können. Aber die Weite im Körper konnte ich nicht einfach und easypeasy ändern, da der Schnitt keine Naht an der Seite sondern eine nach hinten versetzte Seitennaht hat. Hier ganz gut zu erkennen:
Aber da der Mantel so unglaublich saubequem und kuschelig ist (fragt mal meine Tochter!!!) bin und kann ich was Passform und Aussehen anbelangt einfach ganz und gar nicht mehr objektiv sein......
Als ich den Mantel demletzt zum ersten mal mit meinem Liebsten ausführen wollte fragte dieser mich allen Ernstes, ob ich denn den Mantel tatsächlich auch draußen anziehen wolle. Ich war zutiefst beleidigt, hatte ich doch eine Menge Mehraufwand betrieben, um dem Mantel den Hauskleidungstouch zu nehmen.
Bis wir dann glücklicherweise klären konnten, dass der Liebste mit Strick- nicht das Material des Mantels sondenrn die beabsichtigte Funktion assoziiert hatte. Er nahm also an, dass ich mir einen bequemen Mantel zum Stricken und Nähen genäht hatte. Keine schlechte Idee. Wenn es also draußen zu kalt werden wird, könnte ich das Kuschelteil tatsächlich zum bequemen Stricken und Winternähen anziehen. Macht man ja mit einer Strickjacke auch so.....
Mein Darunter ist mein kleiner schwarzer alltime Favorit
Jurk 17 aus der Knip 2/2012.
Auf dem
MMM-blog lädt uns heute die wunderbare
Birgit von lila und gelb ein, in einer tollen Kombination aus Shirt und Rock. Schaut euch das an, der Rock ist -wenn man wie Birgit die Burdaanleitung überlistet hat- einfach raffiniert!