Mittwoch, 22. März 2017

MMM 4/2017: Vorturnen in herbstlichem Kleid

Ich bin heute zum ersten (kalendarischen) Frühlings-Mittwoch Gastgebern auf dem MMM-Blog... und das ausgerechnet in einem Herbstkleid.



Obwohl Orange, Gelb und Türkis auch im Frühling in der Natur vorkommen (schaut euch den sonnigen Ostseestrand auf meinen Beweisfotos an), sind bei meinem Stoff alle Farben herbstlich abgemildert. Und dann auch noch Karos. Ich befürchte, diese Art Karos sind einfach Herbst. Besonders wenn sie auf so einem Boucléartigen Stoff, daherkommen. So locker und leicht er eigentlich ist, wirkt er von außen betrachtet eher wollig.



Aber ist nicht nach der Saison vor der Saison? Und darf/soll ich als Herbsttyp nicht sowieso auch ganzjährig Herbstfarben tragen? Außerdem habe ich auch ein selbstgenadeltes, farblich bestens passendes Frühlingsjäckchen (vom FJKA 2014)...





Aber hey - genug der Rechtfertigungsversuche. Letztlich kam es mit diesem Kleid so:
Einst kaufte ich den Karostoff, um daraus das Burdakleid mit den raffinierten Abnähern im VT zu nähen. (Modell 117 Burda 11/2006)


Diese gekreuzte Teilungsnaht in Kombination mit Karos schien mir eine tolle Idee. Aber ein unbestimmtes Gefühl hielt mich damals von der Umsetzung ab. Nicht nur musste ich an diesem Kleid (hier), als ich es 2011 aus unifarbenem Stoff nähte, unendlich viel anpassen, auch dass das Stoffmusterkaro nicht symmetrisch ist, fiel mir erst nach dem Kauf zuhause auf. Es kam wie es oft bei mir kommt, der Stoff blieb jahrelang liegen und schichtete sich in meinen Stapeln immer weiter nach unten.
Im Gegensatz zu manch anderem Stoffschätzchen blieb er mir aber immer im Gedächtnis, so dass ich ihn in diesem Winter ganz gezielt wieder heraussuchte. Denn plötzlich fand ich die Idee spannend, herauszufinden, ob ich durch die Kleiderschnittanpassung der letzten Jahre genug Erfahrung gesammelt haben würde, um diesen Schnitt jetzt gezielter und besser angepasst zu bekommen. Und sogar gleichzeitig der zusätzlichen Musterherausforderung gewachsen wäre.

Ich schnitt die Oberteile zu, das Vorderteil nach dem ersten Zusammenstecken gleich noch einmal mit einem etwas gedrehten Fadenlauf und merkte, dass das mit dem Karos, dem Schnitt und mir so nix werden würde.
Zwei Varianten Karo ungeschckt zu verwenden
Frustriert, lustlos und schon reichlich müde holte ich ein anderes, bereits abkopiertes vorderes Oberteil von Burda raus (Modell 121 Burda 11/2012), das bei der Erstvernähung (link) trotz stundenlanger Anpasserei auch nur zu einem unbefriedigenden Passformergebnis geführt hatte.



Und plötzlich und völlig unerwartet wurde aus Minus plus Minus ein dickes Plus. Die beiden Teile passten auf Anhieb super aufeinander und OHNE ANPASSUNG an mich. Völlig unbegreiflich, so etwas kannste dir nicht ausrechnen.
Ich dachte, so etwas passiert nur den Glücklichen, die einen Grundschnitt haben.

Meine an diesem Abend schon eingeschlafene Näheuphorie kam zurück. Ich probierte sofort und erfolgreich das Ansetzen eines in Falten gelegten Rechtecks als Rockteil. Bis ich im mitternächtlichen Dämmer dann das zweite Rockteil aus Versehen gegen den Fadenlauf zuschnitt. Kann bei Karo im Halbschlaf ja mal passieren. Ich aber war so genervt, dass ich das Ganze zur Seite und mich schlafen legen musste. Während ich am nächsten Tag wieder aufstand, blieb das Kleidfragment viele Wochen liegen. Bis ich letztes Wochenende in wunderbarster Gesellschaft 3 Tage im Schatten einer imposanten sächsischen Burg nähen durfte.
Die gefühlt letzte Gelegenheit. Hätte ich das Kleid jetzt nicht fertig gestellt, wäre es damit garantiert nie mehr was geworden. Und so habe ich nicht nur schon mein erstes Herbstkleid 2017, sondern auch noch ein Kleidungsstück mit ganz vielen eingenähten Erinnerungen. Denn dank der wohlwollenden Nähgesellschaft nähte ich geduldig ein unsichtbar zusammengesetztes rückwärtiges Rockteil, einen störrischen Reißverschluss ein und auch noch einen Gürtel zum Kleid. Nähen macht glücklich. Und in toller Begleitung noch glücklicher!




Und deshalb trage und zeige ich euch heute dieses Herbstkleid im Frühling.

Karopassung am Rückteil

Karopassung am Vorderteil

Ich denke, wir werden hier heute bei unserer mittwöchlichen Runde viel Frühlingshaftes zu sehen bekommen. Und auch viele Tragefotos, die endlich wieder im Freien aufgenommen werden konnten. Ich bin so froh, dass die Jahreszeit der dunklen Zimmerfotos erst einmal wieder vorbei ist.



4 Kommentare:

  1. Manchmal ist es einfach Fügung. Dein Kleid ist toll geworden und ich muss zugeben, nachdem ich am Wochenende den Prozess des Werdens etwas mitverfolgen konnte, bin ich umso beeindruckter vom Ergebnis. Es war eine gute Idee, "unseren Schnitt" nicht für das Oberteil zu verwenden.

    LG
    anne

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  2. Wo ist das lila Kleid :-) ?
    Ich freu mich für das hübsche Karierte dass es heute vorturnen darf.
    Mit blau und gelb geht es auch gut im Frühling und mit soviel perfekt passendem Zubehör (Strümpfe, Schuhe, Jäckchen) ist es in toller Gesellschaft.
    Schöne Bilder, ich war glaub noch nie mit Stiefeln im Sand :-)
    Lieber Gruß
    Elke

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  3. Liebe Wiebke, der Stoff ist wunderbar und es ist sehr schön, dass so ein gutes Kleid daraus geworden ist. Ja, manchmal verstehe ich auch nicht warum was passt oder auch gar nicht funktioniert.
    Schöner Gruß Mema

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  4. Hach, so schön! Wo sind die Herzchenaugen bei Blogger? Karo ist einfach unschlagbar.
    LG frifris

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